Wir trauern. Nachruf auf den Potsdamer Orgelbauer Matthias Schuke

Am 14. November 2025 starb der bekannte Potsdamer Orgelbaumeister Matthias Schuke im Alter von 70 Jahren.

Das Portrait zeigt den Orgelbauer Matthias Schuke und dient als Beitragsbild zu seinem Nachruf der Evangelischen Kirche Potsdam auf Ihrer Webseite zur 'Spende für die Orgel in Babelsberg'

Matthias Schuke

Der Großvater, Alexander Schuke (1870-1933), hatte das Potsdamer Traditionsunternehmen 1894 von seinem Lehrmeister Carl Eduard Gesell (1845-1894) übernommen.
Ab 1933 leiteten die Brüder Karl Schuke (1906-1987) und Hans-Joachim Schuke (1908-1979) gemeinschaftlich den Betrieb. In den fünfziger Jahren ging Karl nach Westberlin, wo er die Berliner Orgelbauwerkstatt gründete, während Hans-Joachim Schuke die Potsdamer Werkstatt trotz der außerordentlich schwierigen Verhältnisse unter den Bedingungen der SED-Diktatur weiterführte. Er konnte den hervorragenden Ruf der Firma DDR-weit festigen und sogar viele Aufträge im östlichen und westlichen Ausland ausführen. 1972 folgte die zwangsweise Enteignung und Umwandlung zum VEB (Volkseigenen Betrieb). Zunächst blieb Hans-Joachim Schuke Direktor, doch 1976 übernahm Max Thiel (1925-2013) diesen Posten und behielt ihn bis 1989.


Der Sohn Matthias Schuke übersetzte die Abkürzung „VEB“ mit Galgenhumor stets mit „Vaters Ehemaliger Betrieb“. Nach der Lehre in der väterlichen Werkstatt und der Meisterprüfung 1988 gelang es ihm 1990, das Unternehmen zu reprivatisieren, den hervorragenden Ruf zu wahren und an die großen Projekte der Vergangenheit anzuknüpfen.


In seiner Ära entstanden (von 1990 bis 2018) wurde etwa 120 Instrumente restauriert oder neugebaut, darunter die Domorgeln in Fürstenwalde (2005), Königsberg/Kaliningrad (2006-2008), Magdeburger (2008) und in der Kathedrale Zamora de Hidalgo/Mexiko (2008) oder eine 70 Register große Orgel in der Philharmonie Charkiw/Ukraine (2016), um nur wenige zu nennen.
In Schukes Heimatstadt Potsdam wurden 1993 in St. Antonius Babelsberg (II+P 20), 1998 in der Sternkirche (I+P 7), 1999 in der Klein-Glienicker Kapelle (II+P 20) und 2011/19 in der Pfingstkirche (II+P 25) neu erbaut. An Orgelrestaurierungen sind 2000 die Grüneberg-Orgel in der Französischen Kirche (1783) und 2010 die Sauer-Orgel in Bornim (1903) zu nennen.
Die ungünstigen Arbeitsbedingungen des auf drei Werkstätten im Holländischen Viertel verteilten Unternehmens veranlassten Matthias Schuke, auf die Suche nach einem geeigneten Objekt zu gehen. Doch aus dem städtischen Fundus Potsdams ließ sich kein erschwingliches Grundstück für das weltweit bekannte Traditionsunternehmen finden. Es verließ die Landeshauptstadt und konnte am 26. Januar 2004 einen Werkstattneubau in Werder (Havel) beziehen.


Für sein großes Engagement im innovativen und traditionsgebundenen Orgelwesen wurde Matthias Schuke 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit der Universität Potsdam entwickelte die Firma Schuke eine Testorgel, in welche mehrere Innovationen in Bezug auf den Windfluss innerhalb des Instrumentes einflossen. Dafür erhielt Schuke 2009 den Innovationspreis des Landes Brandenburg. 2011 folgte eine der „Professor-Adalbert-Seifriz-Preis“, eine bundesweite Technologietransfer-Auszeichnung.
Aus der 2012 erfolgten Ausschreibung für das Orgel-Restaurierungsprojekt der Friedrichskirche Babelsberg ging Matthias Schuke als bester Bieter hervor. Es sollten aber Jahre ins Land gehen, bis die Finanzierung gesichert und 2024 der Auftrag ausgelöst werden konnte. Inzwischen hatte ein Vertragsbruch und Wegfall zweier großer Aufträge, ausgerechnet aus Russland und der Ukraine, 2014 für Matthias Schuke fast den Konkurs des Familienunternehmens bedeutet. Mit großer Energie und Ausdauer konnte er diese Katastrophe abwenden.


Der viel zu früh Verstorbene hat sein Haus rechtzeitig bestellt: Am 8. Oktober 2018 übergab er die Verantwortung an seine beiden Söhne Michael und Johannes Schuke, die nun in der vierten Generation das Unternehmen gemeinsam führen. Sie werden nun auch das Babelsberger Projekt zu einem guten Ende führen. Im Wissen, dass sie des Vaters Vermächtnis im Sinne der Familientradition fortführen werden, nehmen wir Abschied von Matthias Schuke, den wir als engagierten, dabei humorvollen und ideenreichen Orgelbauer in Erinnerung behalten werden. Möge er in Frieden ruhen.


Andreas Kitschke
(Orgelsachverständiger)

Ein einzigartiges Geschenk für Familie und Freunde